Rede für Afrin

Ich möchte den Frauen auf der ganzen Welt mitteilen: „Gesegnet seid ihr an eurem Weltfrauentag“. Ich möchte die Gelegenheit nutzen die Stimme einer Frau zu übermitteln die getötet wurde während die gesamte Welt dabei ist, sieht und hört und dabei komplett still ist.

 

Ich bin ein Mädchen aus Afrin, einer kleinen Stadt im Norden Syriens. Die Türkei, das zweitgrößte Land in der NATO, greift meine Stadt an indem sie islamistische Extremisten benutzt, Häuser zerstört, Kinder und Frauen tötet. Sie zerstören die Stadt der Oliven und des Friedens.

 

Bevor wir über die Gleichstellung von Mann und Frau in Fragen der Bildung, Wissenschaft und Forschung, Ausbildung und der Frage der Frauenrechte in der Arbeit und die Arbeitsstunden sprechen – bevor wir über ihre sozialen, politischen und ökonomischen Rechte sprechen – Davor müssen wir erst über das Recht auf Leben sprechen. In Afrin wurde diese Frau getötet wegen ihrer kurdischen Identität.

 

Lasst die Frauen auf der Welt hören was dort passiert. Eure Solidarität und eure Unterstützung mit uns ist notwendig im Angesicht dieser seltsamen und furchteinflößenden internationalen Stille.

 

Wir kurdischen Frauen sind immer aktiv, wo immer wir auch sind. Unter uns ist die Ärztin, die Ingenieurin, die Lehrerin, die Anwältin, die Politikerin, die Anführerin und das Kindermädchen.

 

Jetzt in Afrin finden wir auch die Kämpferin.
Die Mutter die überwältigt ist von dem Verlust ihrer Kinder
Die Schwester die ihre Brüder und Schwestern verloren hat
Die Tochter die ohne Vater und Mutter weiterleben muss
Die Ehefrau die ihren Ehemann betrauert
Die Geliebte die um ihren Geliebten weint

 

Trotz all diesem Leid und nach 48 Tagen, die erfüllt sind vom Donnern der Artillerie, der Flugzeuge und der schweren Maschinen, kämpft eine Frau in Afrin weiterhin und besteht auf ihrem Recht auf ein anständiges Leben, in dem sie nicht ihrer kurdischen Muttersprache beraubt wird.

 

Oh ihr Frauen, Mütter, Ehefrauen, Töchter, Schwestern und Geliebte! Wenn wir uns heute wirklich treffen für die Frauen und ihre Rechte dürfen wir nicht akzeptieren, dass in irgendeinem Teil der Welt Frauen getötet und unterdrückt werden.

 

Ich wünsche, dass alle von euch ihre Stimmen erheben an allen Foren, Arbeitsplätzen, humanitären Organisationen, den Medien und der Kirche: Wir, die Frauen von Afrin brauchen euch alle jetzt!

 

Ich spreche heute auf dieser Bühne um euch zu überbringen, welche  Angst wir haben, dass das was wir in Shengal gesehen haben, was radikale Islamisten den Jeziden angetan haben, sich wiederholt in Afrin. Aber heute geht es um die Auslöschung des kurdischen Staates, falls ihr ruhig bleibt.

 

Zu guter Letzt möchte ich euch sagen, dass was auch immer geschieht und wie sehr ich versuche, euch zu zeigen, was gerade jetzt in Afrin passiert und wie sehr ihr mit uns sympathisiert: Wenn wir diesen Frauen keine wirkliche Unterstützung auf ihrem Boden geben, dann haben wir ihnen mit unseren Wörtern und Gefühlen nichts gegeben.

 

Die Türkei hat ihren Krieg gegen Afrin unter dem Namen „Olivenzweig“ gestartet, weil sie glauben, es könnte ihre kriminellen Absichten unter diesem noblen Namen verbergen. Mit ihrem Angriff töten sie Frauen und Kinder, zerstören die Infrastruktur, Wasserdämme, Kommunikationswege, humanitäre Hilfsfahrzeuge und sogar Zivilfahrzeuge.

 

Trotz der Gräueltaten, die radikale Islamisten den jezidischen Frauen in Shengal im Irak angetan haben, konnten sie die kurdischen Frauen in Afrin nicht einschüchtern, die tapfer an der Seite ihrer Männer kämpften um ihr Land und ihre Ehre zu verteidigen.

 

„Kurdische Frauen sind frei und sterben für ihre Freiheit“

 

Selbst nach dem Tod von Barin Kobani ließen sie sie nicht in Ruhe. Sie beraubten ihren leblosen Körper seiner Kleider und belegten damit ihren Hass und die patriarchale Einstellung. Sie konnten es nicht ertragen einen weiblichen Kämpfer zu sehen. Sie befriedigten ihre animalischen Instinkte in dem Glauben, dass sie siegreich gewesen sind.

 

Hoch die Internationale Solidarität