Rede von Holger

Escape from Paradise


Holger, definiert sich als non binär und trotzdem als Diva & feministische Schlampe zugleich.

Und ist aktives Mitglied beim Slutwalk München.

 

Letztens fand im Herzen Münchens der CSD statt, geografisch.

Aber, im Herzen der Gesellschaft?
Ich habe Zweifel.


Ich muss bald fliehen
ich weiß auch warum
haltet mich fest
ich will hier nicht weg - müssen.


Wir leben in einer von weißen - heterosexuellen - cis - Männern geprägten Gesellschaft.
Patriarchal | sexistisch | kapitalistisch | rassistisch | kolonial.

 

Sog. Volksparteien tun alles, damit dies so bleibt, um an der Macht zu bleiben.
Sie spalten die Gesellschaft, grenzen aus und werten ab.

 

Es gibt Männer und Frauen basta.

Feminines ist nichts wert, und das Böse ist schwarz.
Alles was fremd ist wird als gefährlich eingestuft & alles was abweicht als krank.

 

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Ja, ich bin krank - gefährlich - und wertlos.
In dieser Gesellschaft kann ich mich zuhause einsperren oder wenn ich aus gehe,
muss ich damit klar kommen, abgewertet, ausgegrenzt, und angegriffen zu werden.

 

Es war nicht einfach zu erkennen dass ich eine wertvolle feministische Schlampe bin.

 

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Doch was, wenn ein Umzugswagen vor meinem Haus hält und da ein paar Nazis in unser Haus einziehen?

 

Halten dann meine Nachbarn weiterhin zu mir?
Oder, bin ich dann statt Vorzeige - Transe, die, von der man sich nun distanziert?


Was wird, wenn meine Nachbarn mehr Angst vor unseren arabischen Mitbewohner_innen
haben als vor den Nazis?

 

Was geschieht mit meinem eher linken Nachbarn, der in prekären Verhältnissen beschäftigt ist?

Nehmen sie seine Pakete noch an, wenn er wie immer nicht da ist?


Was wird mit unserem depressiven Nachbarn,

der ab und zu auch mal bei uns oder anderen Nachbarn klingelt,

wenn er sich mit etwas schwer tut?


Was aus der alleinerziehenden, und deren Kind, das in der Pubertät regelmäßig Grenzen testet?


Und mein von Hartz 4 lebender Kumpel, der öfter mal auf der Bank vor unserem Haus chilled?

Sagen sie ihm, er solle doch zu den anderen Bänken da drüben gehen, wegen der Nachbarn und so....?


Was geschieht mit all denen, die heute noch wir, aber morgen vielleicht schon die anderen sind?


Wo werden all die Nachbarn, Freunde, Bekannte sein, wenn die Lage ernster wird?


Werden sie noch mit mir auf ein Bier gehen?


So ganz in der Öffentlichkeit oder auf meinem Balkon?


Oder ist es ihnen lieber wenn wir wieder rein gehen?

 

Ich muss bald fliehen
ich weiß auch warum
haltet mich fest
ich will hier nicht weg - müssen.